amplification of a folded space

Elektroakustisches Live-Konzert für einen Kirchenraum, Schlagwerk und Live-Elektronik
St. Gertrud Köln 09 + 10 September 2023 im Rahmen von 'Tag des offenen Denkmals 2023'

Welche Frequenz hat eine Kirche, wenn sie aus sich selbst heraus klingt? Im Rahmen des deutschlandweiten Tag des offenen Denkmals entfaltet amplification of a folded space den Kirchenraum St. Gertruds in drei Akten: Visuell und auditiv. Der Kirchenbau wird zum Klangkörper. Seine brutalistische Architektur transformiert St. Gertrud in ein resonierendes Rauminstrument. Raum, Licht und Klang entfalten neue Perspektiven auf den Kirchenbau Gottfried Böhms.

Ein Kirchenbau als Klangkörper.

amplification of a folded space erforscht St. Gertrud als Resonanzraum. Als visuell beeindruckenden Raum dank der asymmetrisch gefalteten Wände und Decken. Als akustisch immersiven Raum dank der musikalischen Konzeption mit Klängen der Kirche zu arbeiten. Das Trio gliedert den Abend in drei Akte, bei denen sich der folded space visuell und auditiv entfaltet. Der Komponist Alvin Lucier schuf 1969 das Werk I am sitting in a room. Ein Raum, ein Mensch, ein Mikrofon, ein Lautsprecher. Mehr brauchte es nicht. Er liest einen selbstverfassten Text ein und zeichnet sich dabei auf: „I am sitting in a room different from the one you are in now. I am recording the sound of my speaking voice and I am going to play it back into the room again and again. [...] What you will hear, then, are the natural resonant frequencies of the room." Dieses inspirierende Prinzip wenden Brum und Rommelspacher auf den Kirchenbau an. Ohne Sprache, dafür mit Klängen der Kirche. Neben externen Lautsprechern kommt auch die bauzeitliche Beschallungsanlage von St. Gertrud zum Einsatz. Durch die spezifische Akustik des monolithischen Baus des weltweit renommierten Kölner Architekten Gottfried Böhm ist jede Performance ein Unikat.

Im ersten Akt Sounds of a folded space ist die Kirche mit ihren Handläufen, Bodenflächen und Metallelementen selbst das Instrument. Zwar noch kein Resonanzraum, aber ein klingender Raum: Entgegen der Gewohnheit Kirchenräume visuell zu erfahren, wird St. Gertrud hörbar. Für den Akt Amplification of a folded space wird das zuvor Gespielte wiedergegeben und zeitgleich aufgezeichnet – mehrere Male in Schleife als ‚Loop'. Der Raum wird somit nicht nur visuell, sondern auch akustisch erfahrbar. Der dritte Akt Perspectives of a folded space entsteht aus den gesammelten Audiomitschnitten der ersten beiden Akte. Brum und Rommelspacher speisen die unmittelbar zuvor aufgezeichneten Konzertmitschnitte in ein gemeinsam entwickeltes und komponiertes System für mehrkanalige, elektroakustische Musik ein und setzen es live neu zusammen. Es werden ausschließlich Aufnahmen des Abends selbst verwendet. Die Kirche dient hierbei als physischer Klangfilter. Visuell ist die Aussenwelt abgeschottet, akustisch dagegen ist St. Gertrud porös. Geräusche von Außen dringen in das Innere. Eine vergleichsweise lange Nachhallzeit von etwa 12 Sekunden wird von den Künstler*innen bewusst als eine Art natürlicher Klangfilter verwendet. Das Publikum taucht kollektiv in ein neues Klang- und Architekturerlebnis ein. (Text: Clara Ayleen Hütterott)

Konzept, Komposition, Licht, Live Electronics​​​​​​​ | Nathalie Brum,
Lorenz Rommelspacher
Schlagwerk | Arturo Portugal
Produktionsleitung​​​​​​​ | Clara Ayleen Hütterott
Video | Alexander Borowski
Fotografien | Philip Kistner
Audiomitschnitt | Marko Bach

Förderinstitutionen | Kunststiftung NRW, Kulturamt der Stadt Köln,
Victor Rolff Stiftung

In Kooperation mit Sankt gertrud: Kirche + Kultur

Alle Fotografien von Philip Kistner